Ein Böhses Comeback

Kaum einer der vielen tausend Fans hätte es für möglich gehalten, doch die Böhsen Onkelz schafften es tatsächlich, sich 2014, also 34 Jahre nach ihrer Gründung und fünf Jahre nach ihrer Auflösung, wieder zu vereinen und neue Konzerte zu geben! Die Band verkündet fleißig neue Alben und mischt ordentlich in der deutschen Rockszene mit.

Die Freude über die Rückkehr der Onkelz war groß, schließlich endete das Abschlusskonzert am Lausitzring 2005 mit über 120.000 Besuchern tränenreich. Niemand wollte wahrhaben, dass die Onkelz nun endgültig die Musik an den Nagel hängen würden. Doch es kam, wie es kommen musste. Stefan „Der W“ Weidner, Liedtexter und Bassist der Band, gab vor, die Band wolle auf ihrem Zenit, und nicht in ergrautem Zustand, von der Bühne gehen. Das stimmte nicht. Der Sänger Kevin Russell war erneut dem Heroin verfallen. Eine dünne Stimme, Textausfälle und grobes Benehmen schädigten nicht nur den Ruf der Band, sondern führten auch zur Selbstgefährdung Russells, die ihren traurigen Höhepunkt in einem Autounfall mit zwei Schwerverletzten fand. Somit schloss die Band ihre Geschichte vorläufig ab. Wie hatte es eine kauzige Deutschrockband mit so unterschiedlichen Charakteren und musikalischen Einflüssen geschafft, zu einer der berühmtesten Bands Deutschland zu avancieren?

Von den Dächern Frankfurts in die ganze Welt

In einem kleinen Keller in Hösbach begannen vier Freunde um 1980, raue Punk- und Skinheadmusik nachzuahmen und mit eigenen Texten neu zu interpretieren. Nachdem sie von einigen verschreckten Kindern als „die bösen Onkels“ bezeichnet worden waren, wählten sie diesen Titel als ihren Bandnamen. Fortan spielten sie unterschiedliche Stücke, die zumeist von wilden Partynächten (Freitag Nacht, Singen und Tanzen) oder horrorfilmartigen Szenarien (Der nette Mann, Nekrophil) handelten. Als nicht einmal 20-Jährige machten die vier Hessen den Fehler, der gerade erstarkten Naziszene Deutschlands zu imponieren. Zwei Lieder, in denen die Onkelz türkischstämmige Mitbürger beschimpften, hängen ihnen bis heute nach. Schnell erkannten sie aber die Gefahr des Rechtsextremismus und setzten mit dem Song Deutschland im Herbst ein klares Zeichen gegen Neofaschismus.

Das Verbrecherimage wurde die Band seither nie los, doch spielt sie gerne mit dem verruchten, rebellischen Charakter, dem sie einst entstiegen ist. Die Texte wurden erwachsener, über Drogensucht, Liebe, Einsamkeit und Freundschaft wurden Themen abgedeckt, die ein riesiges Publikum bedienten und vor allem wegen ihrer Authentizität bis heute noch sehr beliebt sind. Ihre punkigen Outfits ließen die Onkelz zuweilen liegen – Springerstiefel wurden gegen schicke adidas Schuhe, Lederjacken gegen stylische Windbrecher getauscht. Aber die Texte sind in ihrer Ehrlichkeit und Stärke noch auf demselben Level wie in der frühen Schaffenszeit der Onkelz.

Im Jahr 2020 feiert die Band ihr vierzigähriges Bestehen, gibt Konzerte, tourt durch Deutschland und veröffentlicht im Frühling die Scheibe, die einfach nur Böhse Onkelz genannt wird und schon mit Spannung erwartet wird. Das Comeback der Onkelz ist rundum gelungen, für Fans wie auch für die Band ist die Begeisterung zueinander ungebrochen!

kheera