Kreidler sind ja irgendwie das inoffizielle Goethe Institut von Düsseldorf, das immer gerne das macht, was zum Beispiel Kraftwerk links liegen gelassen hat. Inzwischen. Und fast. Denn neben dem Verdienst, lange Zeit zeitgemäß international hochwertig aktiv gewesen zu sein, gibt es auch immer wieder guten eigenen Output. Das hat mich persönlich nie so ganz gegriffen wie beispielsweise die Arbeiten der Kollegen von To Rococo Rot (oder von leider ebenfalls nicht mehr unter uns weilenden Ewigkeitsgrößen wie Cluster), hat aber mehr als nur Berechtigung. Und das jetzt in dem Sinne, dass Relevantes produziert wird, sowohl auf der Pop- wie auch auf der rein musikalischen und der Ebene von so etwas wie Ausstrahlung und Bedeutung.
Und da ist man schon wieder bei Goethe, denn die Beziehung Afrika/Europa ist immens Thema. Aus dem aktuellen Album Flood stach mir der Titel mit Khoes bemerkenswerterweise gar nicht einmal sonderlich heraus. Und als Videosingle wiederum ist er schon ein starkes Statement. Was sagt mir das? Die Leute verstehen ihr Handwerk von Kontexten, Medien, Symmetrie. Was auch an ihrem vielfältigen bisherigen Output abzulesen ist.
Mein persönlicher Favorit der Gruppe bleibt wahrscheinlich permanent Eve Future, weil ich diese unglaublich mini
mal-exakte Soundarchitektur und die meinen Ohren jederzeit zu 100 Prozent gefallenden Klänge auf diesem Mini-Album zu jener Zeit nie irgendwoher erwartet hätte. Ein hochgradig konzentriertes Werk im doppelten Sinne, das dann noch einen Nachfolger hervorbrachte, der wie ein wenig Kritteln am viel zu schönen Marmorblock vom letzten Jahr wirkte. Eine herzliche Empfehlung!
Man ist bei Kreidler fast auf Kunst-Terrain, deshalb lade ich an dieser Stelle ein, einfach mal hier über Grundlagen und Entwicklungen der doch schon etwas längeren Geschichte nachzuschlagen. Kommen wir lieber einmal zurück zum Video/Song, bei dem natürlich viel von dem schon immer vorhandenen Afrikanischen in den Sounds zum Tragen kommt, das aber wohl auch ähnlich simpel wie viele andere Musik-Kurzfilme dieser Tage einfach mal nicht mitmacht bei dem, was einmal Video-Standard war.
Hätten sie das Geld für ein total Band- und Sänger-orientiertes Video (und nur dafür), würden Kreidler dann ein Popvideo für den südafrikanischen Pop-Markt machen? Ist das Video eher eine Pflichtübung? Tanzen uns da Buchstaben etwas vor, und wir verstehen den Tanz nicht? Reichen die zusätzlichen Symbole zusammen mit dem Tonfall des Ganzen, um doch recht klar zu verstehen, worum es wohl geht? Tja. So wird das nix im Mainstream.