Von Spar sind schon eine der letzten guten Bands in Deutschland, könnten aber meiner Meinung nach am besten immer nur eine richtig gute EP im Jahr herausbringen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten sie auf meine Vermittlung hin auch dieses jahr in Düsseldorf spielen sollen, aber irgendwie ging das nicht. Geplant hatte ich das seit Mai 2018 oder so, also noch bevor zum Beispiel Extend the Song herauskam. Naja. Gutes scheint in NRW manchmal nahezu verboten.
Jedenfalls sind alle bisherigen Veröffentlichungen der Band toller Konzept-Pop, man hört viel Umfeld und sonstige Bezüge, und es macht Freude, den Werdegang zu verfolgen, ohne dass nun zwingend Hits her müssten. In einer guten Mischung aus Kölner und Berliner Leftfield-Attitüde kommen also immer eher feine Überraschungen ans Tageslicht, wenn eine neue Veröffentlichung erfolgt. Da kann es mal um „Street Life“ gehen und dann um Tagebau. Oder Konzeptkunst. Oder halt alles zusammen. Außerdem nehme ich eine recht entspannte „Urbanität“ und so etwas musikalisch Polyglottes wahr, das nunmal wirklich den meisten Gruppen im Lande extrem abgeht. Kein Wunder also, dass (auch) auf dem neuen Album Under Pressure wieder extrem passende Gäste aufzufinden sind. Und im Gegensatz zu den eher wilden Anfangstagen der Band, in denen sie sich gefühlt im Umfeld von Mediengruppe Telekommander befanden, wird nun eher mit dem großen Pinsel ausformuliert und dann mit dem kleinen nachgearbeitet. (Oder meinethalben auch mit den entsprechenden Sprühflaschen.)
Dies ist vielleicht auch eine gute Gelegenheit, mal das Label bureau b hervorzuheben, das sich neben aktuellen Veröffentlichungen auch um die Zugänglichkeit echter Schätze (nicht nur) deutscher Popmusikgeschichte speziell der 70er und 80er kümmert. Und dann muss auch Altin Village & Mine genannt werden. Alles Umfeld! (Bitte eine Suchmaschine der eigenen Wahl benutzen.) Bei letzteren finden sich auch Bands wie deerhoof und Xiu Xiu, selbst Die Goldenen Zitronen mit ihrem englischen Album. Wir sehen: Das ist alles kein Zufall, das ist aber auch nicht verplant. Das passt tatsächlich alles gut.
Bleibt noch Zeit und Platz für ein bisschen Videoanalyse? Gerne. Ich erinnere mich noch sehr gut an Take a little time, speziell das Video dazu, von Kathryn Calder (unter anderem The New Pornographers), in dem sie selbst wie in einem Videospiel, aber hier auf der Suche nach Inspiration, einen Parcours abläuft. Ich weiß nicht, ob hier ein konkreter Bezug vorliegt – ganz abwegig ist das nicht – aber es fällt halt doch schon extrem auf, dass die Band ja mal gar nicht, die Gastsängerin auch nicht und auch nicht gerade Natur, Wolken, Monster und so auftauchen. sondern dass alles eher wie die leicht selbst-referentielle Live-Aufnahme eines Jams an einem schönen Tempelhof-Tag rüberkommt. Nicht gerade wie wenn die lokale Muppet Show sich freut, heute mal einen echt tollen Stargast begrüßen zu können. Aber halt ähnlich sympathisch. Oder?